Reisen

Sieben Tage Marrakesch

Wenn es in Nordeuropa kalt und ungemütlich ist, zieht es viele Golfer in den Süden. Die Türkei als beliebtes Ziel hat wegen der jüngsten Terroranschläge und der unbefriedigenden politischen Situation sehr an Zuspruch verloren. Nicht nur der allgemeine Tourismus orientiert sich gen Westen, auch wir haben uns nach Alternativen umgesehen und uns diesmal für Marokko entschieden. Der Golfsport wird zwar in Marokko schon seit Jahrzehnten gepflegt – ist also nicht neu. Dennoch scheint man insbesondere in der Region um Marrakesch Golf als touristische Attraktion und Einnahmequelle erst in den letzten Jahren so richtig entdeckt zu haben; denn eine Vielzahl der ca. 12 Golfplätze rund um Marrakesch sind erst wenige Jahre alt – und es entstehen weitere. Diese neuen Plätze entsprechen internationalen Standards sind aber naturgemäß noch etwas kahl. Ob man in Zukunft überhaupt mit einer üppigen Vegetation rechnen kann, scheint bei Sommertemperaturen von bis zu 50° C ohnehin eher fraglich zu sein.

Wir waren Anfang März 2017 in Marrakesch und haben zu zweit die nachfolgend beschriebenen fünf Plätz gespielt. Startzeiten hatten wir nicht reserviert, sondern wurden von uns erst am Spieltag vom Hotel aus gebucht. In der Regel war das kein Problem. Wir sind aber auch immer erst nach 12:00 Uhr gestartet.

The Montgomerie Marrakesh

Der Montgomerie-Platz besteht seit 2014 und liegt nur 4 km vom Zentrum entfernt, allerdings auch in der Einflugschneise des nahe gelegenen Flugplatzes. Ich empfand das nicht als besonders störend, da die Fugfrequenz zu unserer Zeit nicht so groß war. Wohnen möchte ich dort allerdings nicht. Wer pure Natur sucht, ist hier fehl am Platze, insbesondere weil die Fareways wie so oft von Appartementhäusern und Villen eingerahmt sind. Der Platz ist zwar großzügig angelegt; die Vorgärten der Randbebauung reichen dann doch manchmal ziemlich dicht an die Fareways heran. Ansonsten ist der Platz fair gestaltet und macht einen gepflegten Eindruck. Die Grüns sahen schneller aus als sie tatsächlich waren. Dafür hielten die Bälle die Linie wie auf keinem anderen der von uns gespielten Plätze. Für einen Freitag waren nur wenige Golfer unterwegs. Wir konnten also ganz entspannt unsere Runde machen. Das Clubhaus war dagegen gut besucht, hauptsächlich von jungen westlich orientierten Marokkanern, die sich an irgendwelchen Eistee-Mixgetränken erfreuten.

Greenfee: 700 MAD, Buggy: 350 MAD, kl. Flasche Bier (Casablanca): 60 MAD                                                           (Kurs: 1 : 10,55)

Royal Golf de Marrakesh

Der 1923 gegründete Royal Golfclub liegt etwa 6 km vom Stadtzentrum entfernt und weist einen schönen alten Baumbestand auf. Er hebt sch damit deutlich von den anderen Plätzen ab und dürfte besonders an sonnigen Tagen angenehm zu spielen sein. Wir haben den Old Course mit 18 Löchern gespielt. Er ist spielerisch nicht besonders anspruchsvoll, macht aber Spaß. Es gibt noch einen neuen Platz mit 9 Löchern, der außen um den alten herumgebaut worden ist. Auch auf dieser Runde waren wir nahezu allein auf dem Platz. Der Pflegezustand der Anlage hätte durchaus besser sein können. Die meisten Spielbahnen waren noch nicht gemäht. Es lag viel Laub herum. Immerhin gab es im Club-Restaurant Bier vom Fass, was wir sonst nirgendwo gefunden haben.

Greenfee: 650 MAD, Buggy: 400 MAD

Royal Palm Golf Club

Der Royal Palm GC liegt 12 km südlich von Marrakesch und ist einer der schönsten Plätze in dieser Region. Auffallend sind besonders die ausgiebigen Bunkerlandschaften, die sich wegen des vergleichsweise festen Sandes aber recht gut spielen lassen. Schwierigkeiten bereiteten mir dagegen die zwar sehr schön angelegten, aber schwer zu spielenden Grüns. So konnte man schon an den Farbschattierungen erkennen, dass die Graswuchsrichtung auf den Grüns sehr variierte und daher die Puttlinie oft nur schwer abzuschätzen war. Ansonsten machte die vier Jahre alte Anlage einen sehr gepflegten Eindruck. Das Clubhaus ist zwar noch nicht fertig. Man wird aber mit dem Buggy ins nahe gelegene 5-Sterne-Hotel gebracht. Das Angebot ist jedoch mehr auf die dort residierenden Hotelgäste abgestellt; denn es gab bei unserer Einkehr nichts zu Essen und das lokale Bier war auch schon aus.

Greenfee: 750 MAD, Buggy: 400 MAD, kl. Flasche Bier (Heineken): 60 MAD

Noria Golf Club

Der Noria GC liegt mit ca. 4 km stadtnah und ist der zentrale Kern eines geplanten Resorts. Von der Bebauung ist außer von der Infrastrukturbrache noch nichts zusehen. Der Platz besteht erst seit drei Jahren, ist aber vom Bewuchs her durchaus schon etabliert. Er besticht durch sein eigenwilliges strenges Design, das durch viereckige Grüns und schnurgerade Wasserläufe im Bereich des Clubhauses zum Ausdruck kommt. Während die ersten 9 Löcher keine Besonderheiten aufweisen, wird es auf den zweiten neun spannender. Hier kommen mehr Hindernisse ins Spiel. Insgesamt macht der Platz einen guten Eindruck und kann wegen seiner Länge eine sportliche Herausforderung sein. Bei uns waren die gelben Abschläge wie auf den anderen Plätzen kurz gesteckt. Auch hier waren kaum andere Golfer unterwegs. Das attraktive Clubhaus wirkte wie ausgestorben. Es wurden nur Getränke serviert.

Greenfee: 600 MAD, Buggy: 350 MAD, kl. Flasche Bier (Casablanca): 60 MAD

Samanah Golf Club

Eigentlich wollten wir am letzten Tag den Assoufid GC spielen, hatten aber keine passende Startzeit bekommen und sind dann auf den Samanah GC ausgewichen. Er liegt etwa 16 km südlich von Marrakesch und ist umsäumt von Villen des Resorts. Bei unserer Ankunft stellte sich heraus, dass es keine verfügbaren Buggies gab. Wir haben dann erst einmal 9 Löcher mit Caddies genommen und später die zweiten Neun mit Buggy nachgebucht. Fairerweise hat man uns dabei die an die Caddies direkt gezahlten Gebühren (200 MAD) angerechnet. Der Platz ist auch noch relativ neu und befand sich in einem guten Pflegezustand. Er wird offensichtlich gut besucht, ist aber m. E. völlig überbewertet. Spielerisch bietet er auch nicht mehr als die anderen zuvor gespielten neuen Plätze. Einzig die Lage bietet einen atemberaubenden Ausblick auf das schneebedeckte Atlasgebirge. Der ist aber von den anderen Plätzen auch nicht schlecht.

Greenfee: 850 MAD, Buggy: 400 MAD, kl. Flasche Bier (Casablanca): 60 MAD

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